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Hell leuchtende Körper schweben auf tiefschwarzem Untergrund. Die neue Portraitserie von Thomas Beecht liest sich wie eine Hommage an das Geheimnis der Schöpfung, mit Blick für die Fragilität der menschlichen Existenz. Dabei teilen die Figuren ein geheimnisvolles, inneres Leuchten.
Die Erklärung dafür liegt in einem besonderen Schaffensprozess: Die Arbeiten sind Ergebnis der Verbindung zweier verwandter und doch höchst verschiedener Materialien auf der Leinwand: Bitumen und Ölfarbe. Während das Bitumen, eine Art Trester der Erdölherstellung, im Grunde nichts anderes ist als die zu tiefschwarzem Schlamm gepressten Überreste hunderte Millionen Jahre alter Kleinstlebewesen, ist die Ölfarbe modernstes Ergebnis menschlicher Kunstfertigkeit. Frisch aufgetragen auf die Leinwand emulgieren beide Farben miteinander. Diese Vermischung und Durchdringung erzeugt ein eigentümliches Leuchten im Bild.
“Urschlamm” nennt Thomas Beecht liebevoll diese Grundierung in Bitumen. Im Malen der Figuren zeigen sich dessen Strukturen nahezu unvorhersehbar als kleine Risse und Spuren, die auf dem Körper wiederum wie Narben und Verletzungen wirken. Und so wie der Mensch sich über Millionen von Jahren aus diesem Urschlamm herausgearbeitet hat, so scheinen auch Beechts Figuren aus dem uralten Grund aufzutauchen, und bleiben, obwohl mit höchster Kunstfertigkeit und feinster Farbe gemalt, durchdrungen und beeinflusst von ihrem Untergrund, der so alt ist wie die Welt.