thomas beecht

fragil

29.4. - 8.6.22

[DE]

Hell leuchtende Körper schweben auf tiefschwarzem Untergrund. Die neue Portraitserie von Thomas Beecht liest sich wie eine Hommage an das Geheimnis der Schöpfung, mit Blick für die Fragilität der menschlichen Existenz. Dabei teilen die Figuren ein geheimnisvolles, inneres Leuchten.
Die Erklärung dafür liegt in einem besonderen Schaffensprozess: Die Arbeiten sind Ergebnis der Verbindung zweier verwandter und doch höchst verschiedener Materialien auf der Leinwand: Bitumen und Ölfarbe. Während das Bitumen, eine Art Trester der Erdölherstellung, im Grunde nichts anderes ist als die zu tiefschwarzem Schlamm gepressten Überreste hunderte Millionen Jahre alter Kleinstlebewesen, ist die Ölfarbe modernstes Ergebnis menschlicher Kunstfertigkeit. Frisch aufgetragen auf die Leinwand emulgieren beide Farben miteinander. Diese Vermischung und Durchdringung erzeugt ein eigentümliches Leuchten im Bild.
“Urschlamm” nennt Thomas Beecht liebevoll diese Grundierung in Bitumen. Im Malen der Figuren zeigen sich dessen Strukturen nahezu unvorhersehbar als kleine Risse und Spuren, die auf dem Körper wiederum wie Narben und Verletzungen wirken. Und so wie der Mensch sich über Millionen von Jahren aus diesem Urschlamm herausgearbeitet hat, so scheinen auch Beechts Figuren aus dem uralten Grund aufzutauchen, und bleiben, obwohl mit höchster Kunstfertigkeit und feinster Farbe gemalt, durchdrungen und beeinflusst von ihrem Untergrund, der so alt ist wie die Welt.

[EN]

Luminous bodies float on a deep black background. Thomas Beecht’s new series of portraits reads like a tribute to the mystery of creation, with an eye for the fragility of human existence.
The figures share a mysterious inner glow. The explanation for this lies in a special creative process: the works are the result of combining two related yet highly different materials on canvas: bitumen and oil paint. While the bitumen, a kind of pomace from the manufacture of mineral oil is basically nothing more than the remains of hundreds of millions of years old micro-organisms pressed into deep black sludge, the oil paint is the most modern result of human artistry. Freshly applied to the canvas, both colors emulsify with each other. This mixing and interpenetration creates a peculiar glow in the painting.
„Primordial mud“ is what Thomas Beecht fondly calls this primer in bitumen. In the painting of the figures, the primer’s structures reveal themselves almost unpredictably as small cracks and traces, which in turn look like scars and injuries on the painted body. And just as humankind has worked its way out of this primordial sludge over millions of years, Beecht’s figures also seem to emerge from this ancient ground and – although painted with the highest artistry and finest color – remain permeated and influenced by their substrate, which is as old as the world.

Veranstaltungen

Mi 25.5. / 19 – 23 Uhr

Midissage mit Thomas Beecht

Am 25. Mai laden wir gemeinsam mit Thomas Beecht zu der Midissage seiner aktuellen Ausstellung fragil ein — eine Gelegenheit für all diejenigen, die mit dem in München ansässigen Künstler über seine Werke und deren Schaffensprozess in den Dialog treten wollen. • Mittwoch, 25. Mai 2022, 19 – 23 Uhr •

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