matthias pabsch

separate realities

6.11.21 - 15.1.22

[DE]

Dass die Dinge häufig nicht so sind wie sie scheinen, ist Kern der Ausstellung Separate Realities. Mit Bildern und Skulpturen spürt der Künstler Matthias Pabsch dem großen Ganzen im winzig Kleinen nach.
Menschen können Objekte erst oberhalb von etwa 200 μm (0,2 mm) mit bloßem Auge erkennen. Mit einer Größe von 3-200 μm reichen Pilzsporen gerade an diese entscheidende Grenze heran und bleiben normalerweise unsichtbar. Nur wenn sich eine Vielzahl dieser Sporen auf Oberflächen ablagern, wird die Sichtbarkeitsgrenze überschritten. Mit den Pilzsporen übernimmt die Natur eine aktive Rolle im Gestaltungsprozess. Auf diese Weise wird das Verhältnis von Natur und Kultur thematisiert. Durch ihre geringe Größe lassen sich mit Pilzsporen fließende Übergänge von einzigartiger Qualität erzielen. Grenzen zwischen hell und dunkel sowie scharf und unscharf werden perfekt verwischt. Mit diesen Eigenschaften wirken die vom Künstler als Sporagraphien bezeichneten Sporenbilder fast wie abstrakte Fotografien und „erinnern an frühe Fotogramme“, wie Michaela Nolte kürzlich im Tagesspiegel schrieb. Auf diese Weise fordern sie die Wahrnehmung der Betrachtenden heraus.
Auch die Malereien aus der Trace-Serie wirken auf den ersten Blick wie hinter Plexiglas kaschierte Fotos oder Emaillearbeiten, sind aber das Ergebnis einer spezifischen Malweise, bei der auf Kupfer- und Aluminiumplatten Acrylfarbe und Kunstharz aufgetragen werden. Die Bildstrukturen werden dann in diese Schichten hineingeschliffen. Sie erinnern an Bilder, die dem menschlichen Auge ohne technische Hilfsmittel verborgen bleiben und erst mit Hilfe von Radioteleskopen oder MRT-Scannern erzeugt werden.
Die Skulpturen entstammen ebenfalls diesem Formenkosmos und verweisen etwa auf verwobene DNA-Strukturen. Damit erinnern die transluzenten Acrylglasarbeiten, deren vielfältige Lichtprojektionen den Ausstellungsraum in die Kunstwerke einbeziehen, an Formen aus der Natur. Gleichzeitig verweisen sie in eine mögliche synthetische biologische Zukunft und damit auf eine weitere andere Realität, die bereits begonnen hat.

[EN]

That things are often not what they appear to be is the central theme of the exhibition Separate Realities. With this series of images and sculptures, the artist Matthias Pabsch traces the big picture in the miniscule.
Humans are only capable of seeing objects larger than 200 μm (0.2 mm) with the naked eye. Fungal spores range in size from 3 to 200 μm, barely reaching this critical threshold and, therefore, normally remain invisible. The threshold of human visibility is only exceeded when large numbers of spores are deposited on a surface. In these works, fungal spores, and in effect nature, take on an active role in the design process. In doing so, the works address the relationship between nature and culture. The size of the spores results in flowing transitions of unique quality. The boundaries between light and dark, and sharp and opaque are exquisitely nebulous. The spore images, which the artist calls Sporagraphs, have the appearance of abstract photographs and „recall early photograms“ as Michaela Nolte recently wrote in the Tagesspiegel. In this way, they challenge the viewer’s perception.
The paintings from the Trace series also appear at first glance to be photographs laminated behind acrylic glass or enamel works but are, in fact, the result of a specific painting technique in which acrylic paint and synthetic resin are applied to copper and aluminium plates and the pictorial structures then grinded into these layers. They are reminiscent of images that, without technical aid, remain hidden from the human eye and are only made visible with the help of radio telescopes or MRI scanners.
The sculptures also stem from this cosmos of forms and refer to organic structures such as interwoven DNA. The translucent acrylic glass works, reminiscent of forms from nature, reflect and project light into the surrounding area, incorporating the exhibition space itself into the artworks. At the same time, they point to a possible synthetic biological future and thus to another reality that has already begun.